Oberhermsdorf

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Die Geschichte einzelner Orte im Wilsdruffer Land weicht unwesentlich voneinander ab. Bisherige Erkenntnisse sprechen weniger von einer Gründung sondern von der Erstnennung eines Ortes. Überwiegend sind es bischöfliche Urkunden oder auch Gerichtsakten, die auf Grund ihrer noch guten Erhaltung Ortsnamen erkennen lassen, für Oberhermsdorf ist das Jahr 1140 für die Erstnennung als "Hermanni villa" bekannt.

Im Jahre 1125 bemächtigen sich die Wettiner der Markgrafschaft Meißen. Heinrich der Erlauchte (1221 - 1288), einer der ersten Wettiner, schenkt 1272 das Dorf Hermanni villa dem von ihm gegründeten Dresdner Maternihospital. Dieses reiche Hospital gehörte dem Nonnenkloster Seußlitz, so dass Oberhermsdorf lange Zeit unter der Gerichtsbarkeit der Seußlitzer Nonnen steht. Der Wettiner Markgraf Friedrich der Ernsthafte bestätigt 1228 auf ewige Zeiten die Abtrennung des Hospitals an den Rat zu Dresden. Die Übernahme durch den Dresdner Bürgermeister wurde jedoch erst ein Jahr später vollzogen, so dass Oberhermsdorf seit 1229 als Dresdner Ratsdorf geführt wird.

Seit 1555 verfügten die Herren des Rittergutes des nahegelegenen Kleinopitz über die obere Gerichtsbarkeit in Oberhermsdorf, d. h. sie sühnten die schweren Vergehen und sprachen Recht über "Hals und Hand". Noch heute erinnert die Bezeichnung Galgenfeld für ein Flurstück westlich der Straße Kleinopitz-Braunsdorf an die ehemalige Richtstätte. Die niedere Gerichtsbarkeit oblag dem Dresdner Bürgermeister.

Der 30-jährige Krieg brachte auch der Gemeinde Oberhermsdorf Unheil, Not und Tod. Kaiserliche und die Schweden haben einander an Plünderungen und Quälereien nicht nachgestanden. Doch kaum waren die unseligen Kriegsläufe vorüber, zerstörte 1673 eine riesige Feuerbrunst fast sämtliche Gehöfte.

Auch 1745, nach der für die Sachsen und Österreicher verlorenen Schlacht bei Kesselsdorf, und besonders 1760 während des Siebenjährigen Krieges hatte Oberhermsdorf unter den Kriegslasten zu leiden.

Nach Verkündung der sächsischen Verfassung vom 4. September 1831 trat auch für Oberhermsdorf die neue Zeit an. Gemäß der Landgemeindeordnung vom 7. November 1838 wird am 4. April 1839 eine ordentliche Gemeindevertretung gewählt. Die Frondienste, Geld- und Naturalabgaben der Oberhermsdorfer Bauern kamen bis 1844 in Wegfall.

Wirtschaft

Durch die sprunghafte Entwicklung des Steinkohlenbergbaues im Plauenschen Grund und dessen Umgebung fand auch in Oberhermsdorf eine stattliche Anzahl Bergleute ihre Heimat. Auch in der Umgebung von Oberhermsdorf wurde man auf Steinkohle fündig, die Schürfrechte übernahm 1858 der Oberhermsdorfer Kohlebauverein.

Mit dem Ausbau der ursprünglichen Kohlebahn Potschappel-Wilsdruff gewann die Gemeinde Oberhermsdorf 1887 eine günstige Verbindung zu den Industrieunternehmungen des Plauenschen Grundes und zur Landeshauptstadt Dresden.

1899 wurde durch den Bau der Wasserleitung die Versorgung der Einwohner mit Trinkwasser gewährleistet.

Industrielle Unternehmen gab es in Oberhermsdorf nicht. Landwirtschafts- und Handwerksbetriebe haben sich nur vereinzelt angesiedelt. Der Hauptteil der erwerbsfähigen Einwohner arbeitete außerhalb des Ortes, überwiegend in Freitaler Industriebetrieben.

Die Einwohnerzahlen entwickelten sich etwa so:

1843 - 222
1887 - 830
1900 - 765
1939 - 761
1970 - 920
1998 - 549

1973 wurde Oberhermsdorf mit den Orten Kleinopitz und Braunsdorf zur Gemeinde Braunsdorf mit Ortsteilen vereinigt. Seit 1994 gehören diese zu Kesselsdorf.

Heute zählt die Ortschaft ca. 570 Einwohner*.

*Stand: 28.02.2017